Wie misst die Ärztin die Nierenfunktion?
Wie oben beschrieben, erfüllen die Nieren eine Vielzahl von Aufgaben. Störungen der Nierenfunktion schlagen sich deshalb in verschiedenen Laborwerten nieder. Als bester Wert um die Gesamtleistung der Nieren zu erfassen, dient die sogenannte glomeruläre Filtrationsrate (GFR). Die GFR bezeichnet die Menge an "Primärharn", die jede Minute durch Filtern des Blutes in allen Glomeruli (Nierenfilterchen) zusammen gebildet wird. Die GFR eines jungen gesunden Erwachsenen beträgt im Durchschnitt 120 ml/min. Das ergibt pro Tag ca. 180 Liter Primärharn, der in den Nierentubuli dann stark konzentriert wird, bevor er als Urin den Körper verlässt. Im Alter nimmt die GFR normalerweise etwas ab. Die GFR genau zu bestimmen, ist sehr aufwändig. In der medizinischen Routine misst man daher in der Regel den Kreatininwert im Blut. Kreatinin ist ein Stoffwechselprodukt der Muskeln, welches durch die Gomeruli filtriert und über die Nieren ausgeschieden wird. Nimmt die Nierenleistung ab, so steigt der Kreatininwert im Blut an. Anhand von Kreatininwert, Alter und Geschlecht lässt sich mithilfe einer mathematischen Formel die GFR abschätzen. In gewissen Fällen kann zu einer genaueren Bestimmung eine Urinsammlung über 24 Stunden sinnvoll sein. Der Kreatininwert wird dann im Blut und im gesammelten Urin gemessen. Daraus bestimmt man die sogenannte "Kreatininclearance", die in etwa der GFR entspricht.
Andere Aspekte der Nierenfunktion lassen sich durch weitere Laborwerte erfassen. Wichtig ist dabei auch die Untersuchung des Urines. Hier wird vor allem gemessen, wie viel Eiweiss im Urin ausgeschieden wird und ob sich rote und weisse Blutkörperchen im Urin finden. Beides kann auf eine Schädigung der Nieren, vor allem der "Glomeruli", hinweisen. Die Menge der Eiweissausscheidung im Urin ("Proteinurie") liefert wichtige Hinweise auf das Risiko, dass eine Nierenerkrankung voranschreitet. Zur genauen Bestimmung ist eine Urinsammlung über 24 Stunden nötig, meist lässt sich die Proteinurie aber auch aus einer einzelnen Urinprobe mittels einer bestimmten Formel gut abschätzen.
Bei einer voranschreitenden Nierenerkrankung lassen sich ausserdem die mannigfaltigen Auswirkungen der Nierenfunktionsstörung auf den Körper anhand verschiedener Laborwerte wie auch in der klinischen Untersuchung feststellen (z.B. Übersäuerung, zu hohe Phosphat- und Kaliumwerte im Blut, Überwässerung, etc.).