Wann muss ein Nierenersatzverfahren begonnen werden?
Wann muss ein Nierenersatzverfahren begonnen werden?
Die Notwendigkeit, mit einer Nierenersatztherapie zu beginnen, kann sich auf verschiedene Weise ankündigen. In gewissen Situationen ist die Nierenfunktion so stark eingeschränkt, dass sich lebensgefährliche Situationen einstellen. Diese können bedingt sein durch:
- Kritisch erhöhte Kaliumspiegel im Blut, welche zu tödlichen Herzrhythmusstörungen führen können.
- Eine schwere Übersäuerung des Körpers, welche die Funktion verschiedener Organe kritisch gefährdet.
- Eine ungenügende Urinausscheidung, welche zu einer Wasseransammlung im Körper, insbesondere auch in den Lungen, führen kann.
- Eine durch die Harnvergiftung ("Urämie") bedingte lebensbedrohliche Herzbeutelentzündung.
In solch lebensbedrohlichen Situationen ist eine notfallmässige Dialysebehandlung notwendig. Nebst diesen unmittelbar bedrohlichen Folgen kann ein Nierenversagen und die damit verbundene Urämie sich auch in schleichenderen Symptomen niederschlagen: Appetitmangel und Übelkeit, Müdigkeit, Juckreiz, allgemeines Unwohlsein und Abgeschlagenheit. Diese Beschwerden bessern in der Regel rasch nach Beginn einer Nierenersatztherapie.
In klinischen Studien konnte nicht gezeigt werden, dass ein frühzeitiger Beginn einer Dialysebehandlung (bei einem bestimmten GFR-Wert) die Lebenserwartung verlängern kann oder andere Vorteile bringt. Andererseits stellt ein notfallmässiger Dialysebeginn eine grosse physische und psychische Belastung dar und ein zu langes Zuwarten mit einer Dialysetherapie kann zu lebensgefährlichen Situationen führen (siehe oben). Aus diesem Grund sind bei schwerer Niereninsuffizienz regelmässige ärztliche Kontrollen notwendig. So kann anhand der Verschlechterung der Laborwerte, der Beschwerden der Patientin und klinischer Zeichen der Urämie individuell der optimale Zeitpunkt für den Beginn mit einer Nierenersatztherapie erkannt werden. Wenn eine vorgängige Beratung und Planung stattgefunden hat und Vorbereitungen wie die Bildung eines Shuntes rechtzeitig erfolgt sind, so ist der Beginn einer Dialysebehandlung ambulant (ohne Spitalaufenthalt) möglich. Notfallmassnahmen wie das rasche Einlegen eines Dialysekatheters entfallen. So wird der Dialysebeginn von den Patienten als sehr viel weniger belastend empfunden.