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Ernährung bei Patienten mit Nierenerkrankungen

Ernährung bei Patienten mit Nierenerkrankungen

Die Nieren sind für die Ausscheidung vieler Stoffwechselprodukte und Mineralstoffe verantwortlich. Ist die Nierenfunktion eingeschränkt, so können die Konzentrationen dieser Stoffe im Blut steigen. Dies kann sich auf die Dauer ungünstig auf den Organismus auswirken oder mitunter auch akut gefährlich werden. Zudem kann eine Überlastung der reduzierten Menge noch funktionierenden Nierengewebes das Fortschreiten von Nierenkrankheiten fördern. Deshalb sind für die meisten nierenkranken Patienten gewisse Einschränkungen in der Ernährung notwendig. Viele schwer nierenkranke Patienten leiden aber ohnehin unter einem verminderten Appetit. Zu strenge Diäteinschränkungen können daher leicht zu einer Mangelernährung führen. Die Ernährungstherapie bei Nierenerkranungen verfolgt entsprechend drei Ziele:

  • Das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen (Progressionsminderung)
  • Komplikationen zu reduzieren, die sich durch die verminderte Ausscheidung von Stoffwechselprodukten und Mineralstoffen durch die Nieren ergeben
  • Einen guten Ernährungszustand aufrechtzuerhalten

Welche Ernährungsempfehlungen sinnvoll sind, hängt unter anderem vom Stadium der Nierenerkrankung wie auch von individuellen Faktoren ab. Es gibt keine festen Regeln, an die sich alle Patienten mit Nierenerkrankungen halten müssen und es ist wichtig, dass die Ernährung der individuellen Situation angepasst wird! Wir bieten hierfür Beratungsgespräche mit speziell ausgebildeten Ernährungsberaterinnen an. Unten stehend werden die wichtigsten Aspekte der Ernährung bei Niereninsuffizienz aufgeführt. Sie sollen als Orientierungshilfe gelten, ersetzen aber eine individualisierte Ernährungsberatung nicht. Unser Anliegen ist, dass nierenkranke Patienten die notwendigen Diäteinschränkungen möglichst so umsetzen können, dass dabei die Freude am Essen nicht verloren geht!

Phosphat

Im Körper sind grosse Mengen an Phosphat zusammen mit Calcium im Knochen gespeichert. Daneben haben Phosphatverbindungen eine wichtige Funktion als Energiespeicher in den Zellen. Phosphat wird mit der Nahrung aufgenommen und im Urin ausgeschieden. Die Phosphatausscheidung im Urin wird über verschiedene Hormone gesteuert, unter anderem über Parathormon, das in den Nebenschilddrüsen gebildet wird. Ist die Phosphatausscheidung durch die Nieren eingeschränkt, so werden die Nebenschilddrüsen stimuliert, das gebildete Parathormon kann die Phosphatausscheidung am Anfang aufrecht erhalten, schwächt aber die Knochen. Zudem lagert sich Phosphat, wenn die Konzentration im Blut zu hoch ist, in den Arterien ab und führt zu Arterienverkalkung und einer Belastung des Herzens. Deshalb muss die Phosphataufnahme aus der Nahrung bei schwerer Niereninsuffizienz eingeschränkt werden. Auch bei Dialysepatienten ist eine Phosphateinschränkung wichtig, da über die Dialyse nur begrenzte Mengen an Phosphat entfernt werden können.

Eine Einschränkung der Phosphatzufuhr kann durch zweierlei Massnahmen erreicht werden: einerseits durch das Meiden von besonders phosphatreichen Speisen, andererseits durch die gleichzeitige Einnahme von Phosphatbindern mit phosphatreichen Speisen. Phosphatbinder sind Medikamente (in Form von Kapseln, Kautabletten, Pulver oder Trinklösungen), die im Darm Phosphat an sich binden, vom Körper nicht aufgenommen werden und im Stuhl zusammen mit dem gebundenen Phosphat ausgeschieden werden. In der Nahrung kommen zwei Arten von Phosphat vor:

  • Natürliches Phosphat findet sich in allen eiweissreichen Lebensmitteln. Auf diese Lebensmittel kann nicht verzichtet werden, die Aufnahme dieses Phosphates aus dem Darm muss daher durch die gleichzeitige Einnahme von Phosphatbindern reduziert werden. Pflanzliche Eiweisse sind bezüglich Phosphatgehalt günstiger als tierische, sodass es sinnvoll sein kann, pflanzlichem Eiweiss den Vorzug zu geben.
  • Künstliches Phosphat wird von der Nahrungsindustrie vielen Produkten als Konservierungsstoffe beigegeben. Es hat keinerlei biologische Wertigkeit, führt aber zu einer hohen Phosphatbelastung für den Organismus mit den oben erwähnten negativen Folgen. Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz verzichten daher am besten so weit als möglich auf Fertigprodukte und kochen selber aus frischen Zutaten. Auch die Aufnahme von künstlichem Phosphat aus dem Darm in den Körper kann durch Phosphatbinder reduziert werden.

Kalium

Kalium hat im Körper eine zentrale Bedeutung für die elektrische Aktivität von Nerven- und Muskelzellen. Seine Konzentration im Blut wird durch den Körper streng reguliert und sowohl zu tiefe als auch zu hohe Werte können lebensbedrohlich werden. Da Kalium vorwiegend durch die Nieren ausgeschieden wird, kann die Konzentration im Blut bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz gefährlich steigen und es können schwere Herzrhythmusstörungen drohen. Anders als beim Phosphat kann die Kaliumausscheidung über die Nieren aber in der Regel länger aufrecht erhalten werden und hohe Kaliumkonzentrationen im Blut verursachen keine chronischen Schäden. Kalium kann durch die Dialyse recht gut aus dem Blut entfernt werden, dennoch sollte die Einnahme hoher Kaliummengen auch von Dialysepatienten vermieden werden, da es sonst zu starken Schwankungen des Kaliumspiegels und zwischen den Dialysebehandlungen mitunter zu gefährlich hohen Werten kommen kann. In der Nahrung kommt Kalium vor allem in Früchten, Gemüsen und Kartoffeln vor. Der Kaliumgehalt hängt von der Gemüse- bzw. Fruchtsorte sowie von der Zubereitungsart ab. Manchen Patienten fällt es leicht, auf kaliumreiche Speisen und Getränke zu verzichten, andere nehmen zu kaliumreichen Speisen ein Pulver ein, das Kalium im Darm bindet und die Aufnahme in den Körper hemmt. Und bei manchen Patienten stellt Kalium kaum ein Problem dar. Ob hohe Kaliumkonzentrationen im Blut auftreten, ist bei nierenkranken Patientin individuell sehr unterschiedlich und hängt unter anderem von der Restfunktion der Nieren und von der Einnahme gewisser Medikamente ab.

Kochsalz

Ein hoher Salzkonsum kann einerseits zu einem höheren Blutdruck führen, andererseits die Proteinurie (Eiweissverlust über den Urin) erhöhen und das Voranschreiten einer Nierenerkrankung beschleunigen. Für Patienten mit Nierenerkrankungen empfiehlt sich daher eine gewisse Einschränkung des Salzkonsums. Bei fortgeschrittenem Nierenversagen haben die Nieren ausserdem zunehmend Mühe, Natrium auszuscheiden. Natrium bindet Wasser und fördert bei Nierenversagen deshalb Wassereinlagerungen (Ödeme). Schliesslich verursacht ein hoher Salzkonsum Durst und erschwert daher bei Dialysepatienten das Einhalten einer Flüssigkeitsbeschränkung (siehe unten). Wird aus frischen Zutaten selber gekocht, so kann die beim Kochen zugegebene Salzmenge gut kontrolliert werden. Auf Nachsalzen am Tisch wird am besten verzichtet. Salz kommt aber auch in grösserer Menge "versteckt" vor: in Fertiggerichten, in verarbeiteten Fleisch- (Wurstwaren) und Milchprodukten (Käse), sowie auch in Brot.

Eiweiss (Protein)

Bei einer eiweissreichen Ernährung müssen die Nierenfilterchen (Glomeruli) schwerer arbeiten. Überdies entsteht beim Abbau von Proteinen im Körper Harnstoff, einer der Giftstoffe, die sich bei Nierenversagen im Körper ansammeln. Früher wurde deshalb nierenkranken Patientinnen eine Einschränkung des Eiweisskonsums (Proteinrestriktion) empfohlen, einerseits um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und andererseits um den Beginn einer Dialysetherapie aufzuschieben (geringere Harnstoffproduktion). Bei einer Einschränkung des Eiweisskonsums besteht aber das Risiko einer Mangelernährung. Ausserdem verfügen wir heute über Medikamente, die die Überlastung der Glomeruli wohl besser verhindern können als eine Proteinrestriktion. Deshalb wird eine Einschränkung des Eiweisskonsums nierenkranken Patienten heute in der Regel nicht mehr empfohlen. Ein übermässig hoher Eiweisskonsum sollte aber bei Nierenerkrankungen gemieden werden, da er das Fortschreiten der Erkrankung fördern könnte.

Bei Dialysepatienten verändert sich die Situation stark. Hier ist eine ausreichende bis hohe Eiweisszufuhr geradezu sehr wichtig, da durch die Dialysebehandlung (vor allem bei der Peritonealdialyse) immer auch Eiweisse verloren gehen und da Dialysepatienten besonders gefährdet sind für eine Mangelernährung. 

Säure / Alkali

Eine hohe Säurebelastung kann bei eingeschränkter Nierenfunktion zu einer Schädigung der Nierentubuli führen, welche für die Ausscheidung der Säure verantwortlich sind. Überdies schwächt eine Übersäuerung des Körpers auf die Dauer Knochen und Muskeln. Säure entsteht vor allem beim Abbau tierischer Eiweisse - Früchte und Gemüse sind dagegen alkalireich und neutralisieren Säuren. Eine Ernährung reich an Früchten und Gemüsen und arm an tierischem Eiweiss kann sich daher möglicherweise günstig auf das Fortschreiten von Nierenerkrankungen auswirken. Bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz ist allerdings Vorsicht geboten, damit über Früchte und Gemüse dem Körper nicht zu viel Kalium zugeführt wird (siehe oben). Eine alternative Massnahme zur Reduktion der Übersäuerung besteht in der Einnahme von Bicarbonattabletten. Bei Dialysepatienten (Hämo- und Peritonealdialyse) wird Bicarbonat durch die Dialyseflüssigkeit dem Körper zugeführt und eine speziell alkalireiche Ernährung oder die Einnahme von Bicarbonat ist in der Regel nicht mehr notwendig.

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