Harnröhrenverengung (Harnröhrenstriktur)
Die männliche Harnröhre (Urethra) ist ein empfindliches Organ und es besteht eine Vielzahl von möglichen Schädigungen. Im Vordergrund stehen Entzündungen (Infektionen) und Verletzungen im weitesten Sinne. Die meisten dieser Schäden können zu Narben in der Harnröhre führen, d.h. zu einer Verengung des Lumens (Strikturen).
Akute Entzündungen und Infekte sind häufig Geschlechtsverkehr-assoziiert und äussern sich in Brennen beim Wasserlösen und entweder glasigem oder eitrigem Ausfluss aus der Harnröhrenmündung. Diese Infekte sollten stets ausbehandelt werden, um störenden Spätfolgen zu verhindern. Strikturen sind häufig auch Folge von Blasenkathetern (Ableiten des Urins über einen durch die Harnröhre eingelegten feinen Latex- oder Silikonschlauch), vor allem, wenn diese Katheter unsachgemäss traumatisierend eingelegt wurden. Katheter werden heute sehr häufig bei Operationen und/oder bei schweren Krankheiten eingelegt, auch mit dem Ziel, die geförderte Urinmenge genau überwachen zu können. Eine später folgende Harnröhrenstriktur ist häufig das einzige „Relikt", das den Patienten oft lebenslang an einen früheren Spitalaufenthalt erinnert. Vor allem nach Herzoperationen ist bekannt, dass Harnröhrenstrikturen gehäuft auftreten. Um spätere Strikturen zu vermeiden, ist deshalb grösstes Augenmerk auf die sachgemässe Pflege eines einmal eingelegten Katheters zu legen.
Eigentliche direkte Verletzungen der Harnröhre kommen bei Sportunfällen (Rittlings-Trauma) und Beckenfrakturen gehäuft vor und bedürfen in jedem Fall einer sofortigen urologischen Abklärung und Behandlung.
Einmal aufgetretene Strikturen können operativ behandelt werden. Art und Methode der Operation hängen in erster Linie von der Lokalisation und Ausdehnung der Striktur ab. Strikturen der vorderen Harnröhre im freien Penisanteil haben in der Regel eine schlechtere Prognose, was das Langzeitresultat angeht, als solche, die weiter hinten/blasenwärts liegen. Spezielle Probleme bieten dann wiederum diejenigen Strikturen, die unmittelbar die Harnröhre im Prostata- und Schliessmuskelbereich betreffen. Operativ kommen relativ einfache endoskopische Schlitzungen in Frage, dann aber auch aufwendige plastische offene Verfahren. In allen Fällen muss in einem hohen Prozentsatz mit einem sog. Rezidiv (Rückfall) gerechnet werden.