Nierenverletzungen (Nierentrauma)
Nierenverletzungen sind selten. Der Anteil an allen Verletzungen beträgt ca. 2%. Bei Bauchverletzungen oder Beckenbrüchen sind die Nieren mit ca. 35% der Fälle mitbetroffen. Kinder haben ein etwas erhöhtes Risiko einer Nierenverletzung bei Unfällen.
In Abhängigkeit vom verursachenden Faktor unterscheidet man geschlossene oder offene Nierenverletzungen. Zu den Hauptursachen geschlossener Nierenverletzungen zählen Verkehrs- und Sportunfälle. Offene Traumen entstehen durch Schuss- oder Stichverletzungen. Nierenverletzungen werden nach verschiedenen Gesichtspunkten eingeteilt: Man unterscheidet bei den geschlossenen Nierenverletzungen die einfache Nierenquetschung (Nierenkontusion) vom eigentlichen Nierengewebeeinriss (Nierenruptur) und der kompletten Organzertrümmerung, bzw. einem Nierenstielabriss. Die Nierenkontusion ist bezogen auf alle Nierenverletzungen mit 70% der Fälle die häufigste Läsion.
Im Vordergrund der klinischen Symptomatik stehen Flankenschmerzen, tastbare Schwellung in der Flanke und sichtbare Blutbeimengung zum Urin. Art und Weise der Nierenverletzung und Schweregrad sind nicht abhängig vom Ausmass der Blutbeimengung. Die Blutbeimengung kann bei kompletter Verlegung des Harnleiters oder einem Abriss der Nierengefässe sogar fehlen. Bei Verdacht auf eine Nierenruptur sollte als erste Untersuchung eine Computertomographie durchgeführt werden, die genauere Angaben über das Ausmass der Ruptur, über möglichen Harnaustritt, Durchblutung der Fragmente und vor allem über Begleitverletzungen von Leber, Milz, etc. liefert. Wenn kein Computertomogramm zur Verfügung steht, muss mindestens eine Ausscheidungsurographie (Kontrastmitteldarstellung der Niere) erfolgen.
Die Therapie hängt im wesentlichen vom Verletzungstyp (offen, geschlossen), vom Verletzungsgrad (Kontusion, Ruptur, Zertrümmerung) und von Begleitverletzungen wie auch von der Kreislaufsituation des Patienten ab. Nierenkontusionen werden konservativ durch genügende Flüssigkeitszufuhr, Bettruhe, Schmerzmittel, etc. behandelt. Der Patient wird in der Anfangsphase konsequent überwacht. Ob eine Nierenruptur operativ oder konservativ behandelt wird, hängt vom Ausmass der Verletzung ab. Bei kreislaufstabilen Situationen wird man sich heute vorwiegend für ein konservatives Vorgehen entschliessen und operativ nur dann eingreifen, wenn eine fortschreitende Blutung hierzu zwingt. Oft kann es notwendig sein, eine verletzte Niere erst sekundär, d.h. nach einem anfänglichen Beobachtungsintervall freizulegen. Offene Stich- oder Schussverletzungen müssen in der Regel operativ angegangen werden.