Mögliche Therapieformen
Radio- / Strahlentherapie
Die Radio- / Strahlentherapie kann entweder intraoperativ (direkt nach der Tumorentfernung noch während der Operation) oder adjuvant (nach der Operation) erfolgen.
Ausführlichere Informationen finden Sie unter der jeweiligen Therapieform.
Strahlentherapie während der Operation
Strahlentherapie nach der Operation
Die Bestrahlung der Brust gilt nach brusterhaltender Operation als Standardtherapie. Sie beginnt meist 4 bis maximal 12 Wochen nach der Operation, wenn die Wundheilung schon fortgeschritten ist, oder nach Abschluss der Chemotherapie. Ziel ist es, kleinste Krebsreste zu zerstören. Das Risiko eines Rückfalls in der Brust oder der Achselhöhle wird durch eine Bestrahlung erheblich vermindert. Aber auch wenn das gesamte Brustgewebe entfernt wurde, kann in bestimmten Fällen eine Nachbestrahlung sinnvoll sein.
Atmungstechniken
Bei der Bestrahlung der linken Brust, der linken Thoraxwand oder wenn eine Bestrahlung von Lymphknoten hinter dem Brustbein geplant ist, versuchen wir die Bestrahlung in Atem Anhalte Technik (Deep Inspiration Breathhold) durchzuführen. Dazu stehen uns zwei verschiedene Systeme zur Verfügung. Die Patientin kann ihren Atemvorgang durch eine Brille oder auf einem kleinen Monitor beobachten und dann auf ein Kommando hin tief einatmen und die Luft anhalten. Dadurch kann oft das Herz von der Brustwand etwas entfernt werden und die Lunge hat ein grösseres Volumen. Dies nutzen wir zu einer besseren Schonung des Herzens und der Lunge.
Mögliche Nebenwirkungen der Strahlentherapie
Gegen Ende der Bestrahlungszeit rötet sich die Haut wie bei einem starken Sonnenbrand. Es kann zu Juckreiz oder leichten Schmerzen, vor allem im Bereich der Brustwarze, kommen. Diese Nebenwirkungen sind jedoch von Frau zu Frau, entsprechend der Hautbeschaffenheit, verschieden. Die Brust kann gegen Ende der Bestrahlungszeit anschwellen. Selten kann durch die Bestrahlung eine vorübergehende Müdigkeit ausgelöst werden. Es kommt jedoch nicht zu Haarausfall oder Übelkeit.
Welche Therapie durchgeführt werden sollte, wird bei einem regelmässigen Treffen aller Spezialisten (Tumorbaord) detailliert besprochen. Dabei werden die verschiedenen Arten und Möglichkeiten individuell auf die Patientin abgestimmt.
Systemtherapie
Zu der Systemtherapie kann die Chemo-, Antihormon- und Antikörpertherapie gezählt werden. Diese werden entsprechend den aktuellen Gegebenheiten einzeln oder sequentiell angewandt.
Chemotherapie
Die Chemotherapie ist ein gezielter Einsatz von Medikamenten gegen Krebszellen. Dazu gehören auch zahlreiche Stoffe pflanzlicher Herkunft. Die Zellen werden in ihrer empfindlichsten Phase gestört: der Zellteilung. Da bösartige Tumore rasch wachsen, befinden sich viele Zellen im Teilungsstadium. Die Medikamente, die bei der Chemotherapie eingesetzt werden, wirken stärker auf Krebszellen als auf gesunde Körperzellen; sie bremsen oder unterdrücken dieses Wachstum der Krebszellen. Bei vielen Tumoren oder Metastasen kann eine deutliche Verkleinerung, evtl. sogar eine komplette Rückbildung, erreicht werden. Gegen ruhende Krebszellen können diese Medikamente allerdings wenig ausrichten. Hier sind andere Therapiemassnahmen erforderlich, z.B. Antihormontherapie.
Antihormontherapie (endokrine Therapie)
Östrogene können meist mit Hilfe anderer Hormone und Wachstumsfaktoren Brustkrebs verursachen und/oder das Wachstum von Brustkrebszellen fördern. Etwa 75 % der Frauen haben einen zumindest teilweise hormonabhängigen Brustkrebstyp. Das weibliche Sexualhormon Östrogen koppelt sich an spezielle Rezeptoren dieser Brustkrebszellen und regt deren Wachstum an. Durch die Veränderung des Hormonhaushaltes kann die Metastasierung von Brustkrebs vermindert/verhindert werden oder bei bereits bestehender Metastasierung eine Tumorrückbildung erreicht werden.
- Antiöstrogene (z.B. Tamoxifen) sind Medikamente, welche verhindern, dass die Krebszellen Östrogen aufnehmen. Diese Medikamente lagern sich anstelle von Östrogen an bestimmte Bindungsstellen, sogenannte Rezeptoren.
- Aromatasehemmer (Wirkstoffe: Anastrozol, Letrozol oder Exemestan) blockieren das Enzym Aromatase, sie verhindern somit den Umwandlungsprozess von Östrogenvorstufen in Östrogene, der Östrogenspiegel im Körper wird reduziert.
Im Anschluss an die operative Behandlung und an eine allfällig durchgeführte Chemotherapie wird üblicherweise während mindestens fünf Jahren eine Antihormontherapie durchgeführt, welche bei hormonempfindlichem Brustkrebs verhindern soll, dass das Hormon Östrogen noch vorhandene Krebszellen zum Wachstum anregt.
Frauen mit kleinen und mittelgrossen Tumoren, deren Laboruntersuchung eine klare Hormonabhängigkeit anzeigen, können üblicherweise mit einer Antihormontherapie alleine (ohne Chemotherapie) behandelt werden.
Die verschiedenen Möglichkeiten und die optimale Dauer sowie der Umgang mit den Nebenwirkungen einer Antihormontherapie sollten deshalb regelmässig diskutiert werden.
Antikörpertherapie
Etwa 20% der an Brustkrebs erkrankten Frauen sind von HER2-positivem Brustkrebs betroffen; die Tumorzellen tragen auf ihrer Oberfläche ein Übermass an HER2-Rezeptoren, diese Tumorzellen teilen sich sehr schnell. Mit einem Rückfall muss häufiger und früher gerechnet werden als bei HER2-negativem Status.
Der HER2-Test (eine spezielle Untersuchung des Tumorgewebes, deren Durchführung spezielle Expertise braucht) zeigt, ob eine Überzahl von HER2-Rezeptoren auf den Krebszellen vorhanden ist, welche die Zellteilung aktiviert und zu einer Vermehrung der Krebszellen führt.
Ist der HER2-Test positiv, ist es erfolgsversprechend, die HER2-Rezeptoren mit dem Antikörper Trastuzumab (Herceptin®) zu blockieren. Das Medikament verhindert, dass die Wachstumsfaktoren nicht mehr auf die Krebszellen einwirken können. Die Tumorzellen können sich nicht oder nicht so schnell vermehren. Trastuzumab richtet sich gezielt gegen den HER2-Rezeptor - dadurch werden die gesunden Zellen fast vollständig geschont. Die Herzpumpfunktion sollte aber regelmässig überprüft werden.