Spezialisierte Depressionsstation Erwachsenenpsychiatrie
Die Erwachsenenpsychiatrie der Psychiatrischen Dienste Thurgau (PDT) der Spital Thurgau hat ein wichtiges Spezialangebot für die Behandlung von therapieresistenten und schwer behandelbaren Depressionen entwickelt¹.
Therapeutische Beziehung im Mittelpunkt
Zentral in der Depressionsbehandlung ist nebst dem Fachwissen eine therapeutische Beziehung auf Augenhöhe, die sich durch Authentizität, Empathie, Transparenz und Wertschätzung auszeichnet. Erst dies ermöglicht den Vertrauensaufbau mit den Patientinnen und Patienten, welche sich infolge der Vertrauensgrundlage gegenüber den multiprofessionellen Mitarbeitenden öffnen und sich besser auf den psychotherapeutischen Prozess einlassen können.
Psychoedukation, Angehörigen- und Peerarbeit
Die Wahrnehmung von Emotionen ist in der Depression beeinträchtigt, sodass das psychische Erleben weder für die Patientinnen und Patienten selbst noch die pflegerischen oder ärztlich-psychologischen Betreuungspersonen ohne Weiteres zugänglich ist. Deshalb sind unsere Teammitarbeitenden spezifisch in Beziehungs- und Kommunikationskompetenzen geschult, um beispielsweise suizidale Krisen frühzeitig zu erkennen und suizidpräventive Massnahmen einzuleiten. Für eine gelingende Depressionsbehandlung sind jedoch auch die Kompetenzen der Patientinnen und Patienten selbst sowie deren Angehörigen wichtig. Diese Kompetenzen werden von uns in Form von Psychoedukationsgruppen sowie Angehörigen- und Peer²-Gesprächen vermittelt.
Psychedelika-assistierte Psychotherapie
Eine medizinisch hochspezialisierte Behandlung für therapieresistente Depressionen ist die Psychedelika-assistierte Psychotherapie. Diese Spezialform der Psychotherapie verwendet subsidiär bewusstseinsverändernde Substanzen (z.B. das Psychedelikum Psilocybin), um bei therapieresistenten oder chronischen Depressionen, bei denen Antidepressiva oder Psychotherapie zu wenig oder gar nicht geholfen haben, einen therapeutischen Durchbruch zu erzielen. Die Wirksamkeit der Psychedelika kommt dabei vor allem dadurch zustande, indem die psychotherapeutischen Problemfelder während des veränderten Bewusstseinszustandes aus einer neuen Perspektive betrachtet werden und dadurch ein psychotherapeutischer Veränderungsprozess überhaupt erst ermöglicht wird. Diese Therapieform ist bewilligungspflichtig, gehört in fachkundige Hände unter Supervision, was in unserem Setting der Fall ist.
Mind-Body-Medicine
Integrative Verfahren mit erwiesener Wirksamkeit in der Depressionsbehandlung, wie zum Beispiel Phytotherapie, Lichttherapie, Körper- und Bewegungstherapie, Akupunktur, sowie Entspannungs- und Achtsamkeitsverfahren, werden nach Indikation zusätzlich angewendet. Damit können Medikamentennebenwirkungen reduziert und die Selbstwirksamkeit der Patientinnen und Patienten zusätzlich verbessert werden.
PD Dr. med. Rainer Krähenmann, MHBA
Ärztlicher Direktor Psychiatrische Dienste Thurgau
¹Psychotherapie der Depression (PT1)
²In der Schweiz werden Menschen mit eigener Krisenerfahrung als qualifizierte Peers, bzw. Expertinnen und Experten aus Erfahrung ausgebildet und zertifiziert